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3 Fragen an
Sandra Engelhardt

5. Juli 2017

Die Jobchancen von Frauen mit Migrationshintergrund verbessern, das ist das Ziel von BCA Sandra Engelhardt im Jobcenter Stadt Würzburg. Im März rief sie daher ein Theaterprojekt ins Leben, das schon jetzt Wirkung zeigt – Sprachkenntnisse und Selbstbewusstsein der Frauen machen deutliche Fortschritte.

Porträtfoto von Sandra Engelhardt. Sie trägt blond gesträhnte hellbraune Haare als schulterlangen Bob. Sie hat blaue Augen.
Sandra Engelhardt, Beauftragte für Chancengleichheit im Jobcenter Stadt Würzburg

Servicestelle SGB II: Was motiviert Sie an Ihrer Tätigkeit als BCA?

Sandra Engelhardt: Ich sehe kaum eine andere Tätigkeit im Jobcenter, die so viele Möglichkeiten zur Ausgestaltung und Kreativität zulässt wie meine Aufgabe als BCA. Zudem glaube ich, dass wir die Gleichstellung von Frauen nur erreichen, wenn nicht nur die Politik, Unternehmen, Vorgesetzte und andere Akteure dies anstreben, sondern ganz im Kleinen die Frauen selbst daran mitarbeiten. Das bedeutet für mich: Nur wenn unsere Kundinnen Ziele haben, können sie diese auch erreichen. Ich möchte sie motivieren und aktivieren, sich Ziele zu setzen. Wenn ich dies auch nur bei einer Frau erreiche, bedeutet dies für mich meine größte Motivation und erlebte Wertschätzung.

Servicestelle SGB II: Aktuell arbeiten Sie zusammen mit Erziehenden mit Migrationshintergrund an einem Theaterprojekt. Welche Erfolge zeichnen sich hier bereits ab?

Sandra Engelhardt: Zunächst einmal freue ich mich über die tolle Überzeugungsarbeit, die unsere Integrationsfachkräfte in den beiden Jobcentern Stadt und Landkreis Würzburg geleistet haben, um 20 Teilnehmerinnen für diese Maßnahme zu gewinnen. Die Projektgruppe bildet einen regelrechten Schmelztiegel der Kulturen: Drei Teilnehmerinnen stammen aus Syrien, zwei aus Kuba, zwei aus dem Irak. Zudem sind eine Italienerin, eine Kamerunerin, eine Afghanin, eine Pakistanerin, eine Libanesin, eine Estländerin und eine Uganderin mit dabei. Die meisten von ihnen sind alleinerziehend. Die zusätzliche Kinderbetreuung, die wir über das Projekt in Ferienzeiten und in den ersten Wochen nach dem Start anbieten, hat es ihnen leichter gemacht, sich für die Teilnahme zu entscheiden. Nun hoffen wir, dass wir während der neunmonatigen Projektlaufzeit viele der Frauen in Arbeit oder Ausbildung integrieren können. Gelingt dies, erhalten die Frauen zusätzlich ein berufsbegleitendes Coaching.

Schon jetzt sehen wir, wie die Maßnahme wirkt: Im Bereich der Sprachförderung haben einige Frauen in wenigen Wochen bereits große Fortschritte gemacht und ihre Deutschkenntnisse massiv verbessert. Andere, die sich zum Start der Maßnahme sehr introvertiert zeigten, blühen nun regelrecht auf. Das Projekt schafft Selbstbewusstsein und fördert die Fähigkeiten der Kundinnen. Das deckt sich übrigens mit den äußerst positiven Erfahrungen, die wir bereits im Jahr 2010 in einem ähnlichen Projekt mit Menschen über 50 gemacht hatten: Die vorwiegend psychisch angeschlagenen Personen sind während der Theaterproben zum Teil über sich hinausgewachsen – beispielsweise hat ein Stotterer seinen Text fließend vor Publikum vorgetragen.

Servicestelle SGB II: Welches Stück proben die Frauen und wann ist die Aufführung?

Sandra Engelhardt: Der Termin für die Aufführung ist tatsächlich jetzt schon fix: Am 7. Oktober 2017 stehen die Teilnehmerinnen auf der Bühne. Welches Stück sie dort präsentieren, legen sie in den kommenden Wochen gemeinsam fest. Wo die Aufführung stattfindet, wird ebenfalls noch verhandelt, aber sie ist in jedem Fall öffentlich – vielleicht sogar in einem richtigen Theater. Karten gibt es über den Bildungsträger. Als Zuschauer wollen wir vor allem Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen gewinnen und laden natürlich auch unseren Oberbürgermeister ein.