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Jobcenter Kreis Viersen

12. Juli 2016

Vom Modell zum längerfristigen Projekt – im Jobcenter Kreis Viersen wurde ein Modell getestet, das auf der besonders intensiven Betreuung von Langzeitarbeitslosen basiert. Über 800 Kundinnen und Kunden trafen sich wöchentlich mit einer Vermittlungsfachkraft. Die in der Erprobungsphase gesammelten Erfahrungen werden nun in verschiedenen Projekten weiterverfolgt. Das Jobcenter des ländlich geprägten Flächenkreises im Städtedreieck zwischen Mönchengladbach, Krefeld und Düsseldorf ist dem Vergleichstyp IId zugeordnet. An fünf Standorten betreuen ca. 270 Mitarbeiter des Jobcenters 10.600 Bedarfsgemeinschaften. Die Servicestelle hat den Geschäftsführer, Herrn Franz-Josef Schmitz, zu einem Gespräch getroffen.

Servicestelle SGB II: Herr Schmitz, welche strukturellen Maßnahmen haben Sie und Ihr Team ergriffen, als Sie letztes Jahr die Leitung des Jobcenters Kreis Viersen übernommen haben?

Franz-Josef Schmitz: Zunächst einmal ist es uns in enger Absprache mit unseren Trägern gelungen, die Personalfluktuation einzudämmen. Durch die Festanstellungen bleibt das Know-How nun im Jobcenter. Darüber hinaus haben wir ein Telefon-Service-Center eingerichtet, was für alle Beteiligten eine große Entlastung bedeutet. Die Fachkräfte können ungestört arbeiten und beraten, die Kundinnen und Kunden erhalten qualifizierte Auskünfte und können sich so zeitraubende Besuche im Jobcenter ersparen, was besonders in einem Flächenbezirk relevant ist. Zudem optimieren wir unsere Prozesse im Leistungsbereich laufend.

Servicestelle SGB II: Letztes Jahr haben Sie zusammen mit der Regionaldirektion NRW das so genannte „Viersener Modell" für Langzeitleistungsbeziehende entwickelt. Was ist die Kernidee des Modells?

Franz-Josef Schmitz: Mit Hilfe eines Filtermodells werden Gruppen identifiziert, bei denen eine gezielte Förderung besonders erfolgsversprechend scheint. Diese „marktnahen" Kundinnen und Kunden werden zunächst für zwölf Wochen intensiv betreut: In der Erprobungsphase trafen sich über 800 Teilnehmende einmal pro Woche mit einer Vermittlungsfachkraft des Jobcenters.

Servicestelle SGB II: Welche Erfahrungen haben Sie und Ihr Team aus der Erprobung des „Viersener Modells" gezogen?

Franz-Josef Schmitz: Die Erprobungsphase hat gezeigt: je intensiver der Kontakt, umso besser lernt man den Menschen kennen und desto einfacher kann man gemeinsam einen Weg aus der Arbeitslosigkeit finden. Durch diesen intensiven Kontakt konnten wir herausfinden, welche Maßnahme zu wem passt. Über 100 Kundinnen und Kunden konnten so wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden. Wir haben basierend auf den hier gesammelten Erfahrungen ein Konzept entwickelt und uns das ehrgeizige Ziel gesetzt, im kommenden Jahr 240 Langzeitarbeitslose zu vermitteln.

Servicestelle SGB II: Das Projekt für Langzeitarbeitslose, das Sie im Juli an den Start gebracht haben, die ‚Perspektive für Langzeitleistungsbezieher im Kreis Viersen' ist also die logische Weiterentwicklung des „Viersener Modells"?

Franz-Josef Schmitz: Das ist richtig. Aufgrund der guten Erfahrungen während der Erprobung des Modells haben wir uns dazu entschieden, die Intensivberatung fortzusetzen. Das Eingehen auf die individuellen Bedürfnisse der Leistungsbeziehenden funktioniert gut, da auch der Kreis Viersen das Projekt mit zusätzlichen Mitteln fördert und so individuelle Maßnahmen finanziert werden können.

Servicestelle SGB II: Einen weiteren Schwerpunkt Ihrer Arbeit bildet die gezielte Förderung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Im April haben Sie in der Stadt Viersen eine Jugendberufsagentur gegründet. Arbeiten Sie auch hier mit dem Konzept der intensiven Betreuung?

Franz-Josef Schmitz: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass einige Jugendliche auf dem Weg zwischen den Institutionen verloren gehen. In der Jugendberufsagentur sitzen alle beteiligten Stellen mit einer festen Präsenz auf einem Flur. So ist es möglich, die Jugendlichen eng zu begleiten und mit ihnen von einem Büro zum nächsten zu gehen. Während der Sprechstunden sind auch Sofortberatungen möglich. Durch diese Intensivierung der Kontakte sinkt die Hemmschwelle der Jugendlichen, sich beraten zu lassen.

Servicestelle SGB II: Wie wird die Jugendberufsagentur bisher angenommen?

Franz-Josef Schmitz: Die Resonanz ist gut und das freut mich persönlich sehr, da mir dieser Bereich ein besonderes Anliegen ist: Jugendliche sind unser aller Zukunft. Wir müssen versuchen, Jugendliche und junge Erwachsene möglichst früh unabhängig von staatlichen Transferleistungen zu stellen, damit sie ein selbstbestimmtes Leben führen können.

Servicestelle SGB II: Herr Schmitz, vielen Dank für das Gespräch!